Gerade nach Feiertagen mit ausgedehntem Abendessen oder im Rahmen von Neujahrsvorsätzen entwerfen viele Pläne, um der eigenen Gesundheit unter die Arme zu greifen. Ein wichtiger Bestandteil davon ist häufig das Fasten über einen längeren Zeitraum. Aber ist die Enthaltung von Essen über einen längeren Zeitraum tatsächlich gesund, und hilft es unserem Körper? Im Vitabay Magazin erfährst Du mehr.
Das Fasten als kulturelles Phänomen
Dabei hat das traditionelle Fasten gar keinen gesundheitlichen Ursprung. Vielmehr kennt man es bereits seit der Hochzeit der alten Ägypter und aus vielen anderen Religionen wie dem Christentum, dem Islam oder dem Hinduismus. Ein wiederkehrendes Thema bzw. Hintergrund ist die Enthaltsamkeit und die damit verbundene Erinnerung an biblische Geschichten und/oder die Vorbereitung auf bestimmte Feiertage.
Das Wohlbefinden bzw. die Gesundheit rückt dagegen beim sogenannten Heilfasten und entsprechenden anderen Konzepten in den Vordergrund. Hier ist das Ziel, den Körper zu regenerieren und zu entschlacken.
Wissenschaftliche Studien über das Fasten
Da das Fasten auf eine derart lange Geschichte zurückblickt, haben sich in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten viele Wissenschaftler mit den Auswirkungen vom Fasten auf Körper und Geist auseinandergesetzt. Viele dieser Studien beleuchten dabei einzelne Teilaspekte, etwa Effekte bei Krankheiten.
So haben beispielsweise die Universität von Südkalifornien und Duisburg-Essen 2012 in einer Studie festgestellt, dass die Wirksamkeit einer Strahlen- oder Chemotherapie im Rahmen einer Krebsbehandlung durch das Fasten verbessert werden kann. Dieser Effekt wurde bei Mäusen, Ratten und auch Menschen beobachtet.
Ergebnisse einer 2013 durch die Universität von Illinois durchgeführten Studie legen dagegen nahe, dass das alternierende oder intermittierende Fasten (Details dazu siehe weiter unten) normalgewichtigen Menschen bei der Gewichtsreduktion und Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems unterstützt.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) steht dem Fasten eher kritisch gegenüber. Statt eines zeitlich begrenzten Abschnitts, in dem der Körper und das Wohlbefinden in den Vordergrund treten, empfiehlt sie stattdessen einen langfristigen Fokus, der auf einer Ernährungsumstellung, vermehrter körperlicher Aktivität und einem veränderten Verhalten basiert.
Positiv an dem Konzept ist laut der Gesellschaft allerdings, dass sich die Menschen vermehrt mit ihrer körperlichen Gesundheit auseinandersetzen – ein wichtiger erster Schritt hin zu einem gesünderen Lebensstil.
Auch das neben einer Gewichtsreduktion oft genannte Ziel – die Darmsanierung und eine Entschlackung/“Detox“ – ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Ärzte und Fachleute sind sich einig: Eine innerliche „Vergiftung“ des Darms ist nicht möglich. Überflüssige Stoffe scheidet der Körper schlichtweg aus. Allerdings ist eine gesunde Ernährung natürlich der Darmflora förderlich.

Wie lange fasten ist gesund?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Generell empfehlen Experten, das Fasten über einen längeren Zeitraum – ungefähr ab fünf bis sieben Tagen – nur unter kontinuierlicher ärztlicher Aufsicht durchzuführen, beispielsweise in speziellen Fastenkliniken.
Ein vorheriger Check-up beim Hausarzt ist jedoch auf jeden Fall zu empfehlen, auch wenn Du „privat“ kürzer fastest. Denn solltest Du Medikamente einnehmen oder unter Erkrankungen leiden, ist eine genauere Planung vonnöten.
Die Trenderscheinung: Intermittierendes Fasten
In den letzten Monaten und Jahren ist vermehrt das Thema des intermittierenden Fastens (teilweise auch Intervallfasten oder alternierendes Fasten genannt) aufgekommen. Das bezeichnet eine spezielle Sonderform, bei dem es vielmehr um einen speziellen Essrhythmus als um klassisches Fasten geht.
Ähnlich wie bei der Paleodiät beruft man sich hier auf die Gewohnheiten unserer Vorfahren, die – anders als wir heutzutage – nicht alle Lebensmittel ständig verfügbar hatten. Deshalb gibt es beim intermittierenden Fasten Zeiträume, in denen man nichts isst. Das kann beispielsweise ein Fastentag in der Woche sein oder das Fasten über einen Zeitraum von beispielsweise 16 Stunden jeden Tag.
Eine abschließende wissenschaftliche Bewertung steht noch aus, allerdings waren die Ergebnisse einer Pilotstudie erfolgreich: Möglicherweise könnte ein entsprechender Rhythmus das Altern verzögern und die Abwehrkräfte stärken.
Weitere Formen des Fastens
Im Laufe der Zeit haben sich neben dem alternierenden Fasten auch weitere Arten des Fastens etabliert, von denen hier einige in aller Kürze vorgestellt werden:
- Buchinger-Fasten: Basierend auf den Erkenntnissen von Dr. Otto Buchinger I. sieht diese Form wechselnde Aktiv- und Ruhephasen vor.
- Fastenkur nach Hildegard von Bingen: Umfasst insgesamt vier Arten (Dinkel-Obst-Gemüse-Fasten, Dinkel-Brot-Fasten, Dinkel-Reduktion und Hildegard-Saft-Fasten).
- Franz-Xaver-Mayr-Kur: Ziel ist hier vor allen Dingen der Darmsanierung.
- Basenfasten: Unterteilt die Lebensmittel in sauer und basisch. Bei dieser Methode verzichtet man dementsprechend auf saure Lebensmittel (siehe hierzu auch unseren Artikel zur basischen Ernährung?)
- Wasserfasten: Bei einer Wasser- oder Nullkur nimmt man keine Kalorien zu sich und trinkt lediglich Wasser und Tee.

Fazit
Schlussendlich lässt sich festhalten: Die Wirksamkeit vom Fasten ist nicht komplett belegt, auch wenn viele Studien gezeigt haben, dass es in bestimmten Situationen den Körper unterstützen kann. Vor allem der indirekte Effekt ist allerdings nicht zu unterschätzen: Durch das Auseinandersetzen mit diesem Thema schaffst baust Du ein Bewusstsein für eine gesunde Ernährung auf. Das hilft Dir auch dann, wenn Du nicht fastest.
Übrigens: Bei Gesund durch den Tag findest Du weitere Artikel, die Dir Tipps und Hinweise für eine nachhaltige Lebensweise geben.
Weiterführende Informationen über die Frage, ob Fasten gesund ist oder nicht
- Das Ärzteblatt über die Pilotstudie zum intermittierenden Fasten (deutsch)
- Abstract der Studie über den Beitrag von alternierendem Fasten zur Gewichtsreduktion und der Stärkung von Herz und Kreislauf (englisch)
- Zusammenfassung der Studie über die Wirksamkeit vom Fasten bei einer Strahlen- oder Chemotherapie (englisch)